Weshalb uns unsere Schulzeit bis heute prägt
Ein Artikel von Käthe Schreiberei
Es gibt Erfahrungen, die liegen lange zurück – und wirken dennoch weiter. Die Schulzeit ist eine davon. Oft denken wir, sie sei abgeschlossen, verarbeitet, vorbei. Und doch tauchen bestimmte Gefühle, Haltungen und innere Reaktionen noch Jahre später auf. Leise. Unaufdringlich. Aber konstant.
Was bleibt, ist selten der Lernstoff.
Was bleibt, ist das Bild, das wir von uns selbst entwickelt haben.
Lernen war nie nur Lernen
In der Schule ging es nicht nur um Mathematik, Grammatik oder Jahreszahlen. Wir haben dort auch gelernt, wie wir uns einordnen, vergleichen und bewerten.
Wir haben gelernt,
wie sich Fehler anfühlen
wann wir Anerkennung bekommen
wann es klüger ist, still zu sein
wie viel Raum uns zusteht
ob Leistung Sicherheit gibt
Diese Lernerfahrungen waren emotional. Und emotionale Erfahrungen setzen sich fest. Sie formen Haltungen – oft ohne, dass wir es bemerken.
Was wir über uns gelernt haben
Viele Überzeugungen entstehen nicht bewusst, sondern nebenbei. Sie ergeben sich aus Situationen, Wiederholungen, Reaktionen.
Sätze wie:
Ich muss mich anstrengen, um zu genügen.
Ich darf keinen Fehler machen.
Andere können das besser.
Solche inneren Annahmen begleiten uns oft weit über die Schulzeit hinaus. Nicht als klare Gedanken, sondern als Gefühl. Als Zurückhaltung. Als innere Grenze.
Wie sich das heute zeigen kann
Erst im Erwachsenenleben wird spürbar, wie wir geprägt wurden. Nicht in großen Dramen, sondern in alltäglichen Entscheidungen.
Zum Beispiel durch:
Perfektionismus
Erst anfangen, wenn alles sicher ist. Lieber gar nicht beginnen als unvollkommen sein.Ja sagen, obwohl man Nein meint
Erwartungen erfüllen, Konflikte vermeiden, sich selbst zurücknehmen.Zögern bei Neuem
Nicht aus mangelnder Neugier, sondern aus Angst vor Bewertung.Kein Bedürfnis nach Vergleich
Sich nicht messen wollen, weil Vergleiche früher zu eng waren.Scheu vor Sichtbarkeit
Sich zeigen fühlt sich an wie ein Gang nach vorne – mit klopfendem Herzen.
Diese Muster sind keine Schwächen.
Sie sind Schutzmechanismen, die einmal sinnvoll waren.
Die Stimme von früher ist oft leise
Es sind selten laute Erinnerungen. Meist sind es kleine innere Reaktionen:
Ein Zögern.
Ein inneres Zusammenziehen.
Ein Gedanke wie: Das lasse ich lieber.
Die Schulzeit hat uns beigebracht, uns anzupassen, einzuordnen, zu vergleichen. Und auch wenn wir heute längst erwachsen sind, wirken diese Prägungen weiter – besonders dann, wenn wir uns selbst begegnen müssten.
Schreiben als Zugang zur Reflexion
Schreiben kann helfen, diese Zusammenhänge sichtbar zu machen. Nicht analytisch, nicht erklärend – sondern beobachtend.
Im Schreiben zeigt sich oft zwischen den Zeilen,
wo wir streng mit uns sind
wo wir uns absichern
wo wir Erwartungen erfüllen
wo wir uns selbst aus dem Blick verlieren
Schreiben hält fest, was da ist.
Ohne Bewertung.
Ohne Ziel.
Schreiben ist kein Ziel, sondern ein Werkzeug
Bei Käthe Schreiberei geht es nicht darum, Texte zu verfassen oder Schreiben zu lernen. Das Schreiben dient als Mittel, um innere Prozesse wahrzunehmen.
Es schafft Abstand.
Es ordnet Gedanken.
Es macht Muster erkennbar.
Nicht laut.
Nicht öffentlich.
Sondern persönlich.
Ein strukturierter Raum für Selbstbegegnung
Der 8-Wochen-Kurs von Käthe Schreiberei ist als Reflexionsprozess angelegt. Er bietet einen klaren Rahmen, der trägt, ohne einzuengen.
Jede Woche setzt einen neuen Impuls. Das Schreiben begleitet diesen Prozess als konstantes Werkzeug der Selbstbeobachtung. Dazwischen bleibt Zeit – zum Nachwirken, zum Sortieren, zum Verstehen.
Reflexion braucht Wiederholung.
Und einen sicheren Rahmen.
Ohne Öffentlichkeit, ohne Vergleich
Ein zentraler Aspekt des Kurses ist die Privatheit. Die Auseinandersetzung findet zunächst allein mit sich selbst statt.
Du musst nichts teilen.
Nichts erklären.
Nichts nach außen tragen.
Es geht nicht darum, mit vermeintlichen Schwächen sichtbar zu werden. Viele schulische Prägungen sind sensibel. Sie brauchen Schutz, nicht Aufmerksamkeit.
Das Schreiben bleibt bei dir.
Ungeschönt.
Unbewertet.
Eine leise Einladung
Vielleicht hat dich beim Lesen etwas berührt. Vielleicht sind Fragen aufgetaucht. Oder Erinnerungen.
Der 8-Wochen-Kurs lädt dazu ein, diesen Spuren nachzugehen – ruhig, strukturiert und im eigenen Tempo. Nicht, um etwas zu verändern. Sondern um zu verstehen, weshalb bestimmte Muster heute noch wirken.
Denn oft beginnt Veränderung dort,
wo wir aufhören, uns zu bewerten
und anfangen, uns zuzuhören.
Und genau dafür darf es einen eigenen Raum geben.